Stift Seitenstetten
Das Stift Seitenstetten ist ein Kloster der Benediktiner, die nach der strengen Ordensregel des Benedikt von Nursia aus dem 6. Jh. ihr geistliches, gesellschaftliches und persönliches Leben und Wirken ausrichten. „Ora et labora!“ oder „Ora et labora et lege!“ lautet kurzgefasst die Anweisung des Ordensgründers.
Vom Stammkloster Montecassino in Mittelitalien ausgehend, wurde die Regula Benedicti von vielen europäischen Klöstern übernommen, oft auf Wunsch der weltlichen Stifter. Das Erstarken der Klöster und ihre Verbindung mit der weltlichen Macht führten vielerorts zum moralischen Verfall des Klosterlebens. Gegenbewegungen wie die vom burgundischen Benediktinerkloster Cluny ausgehende Reform im 10. Jh. oder die Melker Reform nach dem Konzil von Konstanz im 15. Jh. sollten Rückbesinnung auf die benediktinischen Grundsätze bringen. Dazu gehören Beständigkeit in der Gemeinschaft, klösterlicher Lebenswandel und Gehorsam. Gefordert wird Streben nach menschlicher Ganzheit durch Enthaltsamkeit und geistige Einkehr, die Vermeidung von Extremen der Askese und Auswüchsen aller Art, wie sie gerade im Mönchtum vor dem heiligen Benedikt auftraten.
Benediktinerklöster sind bis heute Zentren der Kultur und Bildung und bergen bedeutende Bibliotheken. Zu den traditionsreichen Benediktiner Stiftsymnasien in Österreich zählen Admont, Kremsmünster, Melk, Seitenstetten, das Wiener Schottenstift u.a.
Das Stift Seitenstetten wurde 1112 von Udalschalk, einem lokalen Adeligen, gegründet, der dem Kloster seinen Erbbesitz im Gebiet von Seitenstetten widmete. Nach allmählichem Aufschwung und anschließend längerer Zeit des Verfalls setzte Abt Benedikt l. in Seitenstetten die Melker Reform um und sorgte für einen religiösen und kulturellen Aufschwung. Abt Benedikt ll. Abelzhauser ließ die Wallfahrtskirche zur Hlst. Dreifaltigkeit am nahe gelegenen Sonntagberg errichten, von 1718-1747 erhielt das Stift seine heutige barocke Gestalt. Seine höchste Blüte hatte das Stift nach der Zeit Joseph ll. und den Koalitionskriegen gegen die Franzosen. Heute ist das komplette Klostergebäude restauriert und strahlt in neuem Glanz. Als besonders sehenswert gilt der barocke Klostergarten, wo Konzerte, Feiern und jedes Jahr Gartentage mit Ausstellungen stattfinden.
Die Stiftsbibliothek Seitenstetten umfasst 90.000 Bände, 277 Inkunabeln, 270 mittelalterliche Schriften und eine Globensammlung. Das Stiftsarchiv besitzt 1253 Urkunden ab dem 12. Jahrhundert, ca. 700 Professurkunden ab dem 14. Jahrhundert, 1100 Codices, 450 Aktenkartons, 700 Pläne und ein großes Bildarchiv. Außerdem besitzt das Archiv Bände der Herrschaften Seitenstetten und Yppsitz, Herrschaftsbücher, Wirtschaftsbücher aus dem 17.-19. Jahrhundert, Lehenbücher aus dem 16.-19. Jahrhundert und verschiedene Akten.
Quellen:
www.stift-seitenstetten.de;
www.kulturgueter.kath-orden.at/benediktinerstift-seitenstetten
Bildquelle:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stift_Seitenstetten_20110731-8.JPG?uselang=de