Schottenstift
Auf Betreiben von Heinrich II. Jasomirgott, dem Sohn Markgraf Leopold III., wird die Markgrafschaft Ostarrichi im Jahre 1156 von Bayern unabhängig und zum Herzogtum erhoben (Privilegium Minus). Herzog Heinrich II. macht Wien zur neuen Residenz der Babenberger und stiftet ein Kloster, das ihm über die geistlichen Aufgaben hinaus die für Verwaltung, Schulwesen etc. erforderlichen personellen Ressourcen bereitstellen soll. Er beordert dazu iro-schottische Mönche aus Regensburg nach Wien.
Zwischen 1160 und 1200 entsteht auf der Freyung, außerhalb der damaligen Stadtgrenze, ein mächtiger romanischer Kirchenbau, der vom Passauer Bischof Wolfger von Ellenbrechtskirchen geweiht wird. Brand (1276) und Erdbeben (1348 und 1443) lassen immer wieder Spuren der Zerstörung zurück. 1418 endet die Ära der iro-schottischen Mönche in Wien, die trotz Nachwuchsmangels keine Einheimischen in ihre Reihen aufnehmen wollen und sich lieber zurückziehen. Der Name „Schotten“ bleibt aber erhalten.
Die grundlegende Neugestaltung der Schottenabtei fällt in das 17. und 18. Jahrhundert. 1646 wird der heutige Kirchenbau vollendet und die Klosteranlage von Grund auf verändert. Der heutige "Schottenhof" wird unter Abt Andreas Wenzel (1807–1831) durch den bedeutenden österreichischen Architekten Josef Kornhäusel klassizistisch neu gestaltet. Kornhäusel wirkte danach auch am Ausbau des Stifts Klosterneuburg mit und war bereits zuvor mit dem Neubau des jüdischen Stadttempels in der Seitenstettengasse beauftragt (der als einzige Wiener Synagoge der Vernichtung in der Reichspogromnacht 1938 entging).
Intensive wissenschaftliche Tätigkeit und die engen Beziehungen zur 1365 gegründeten Wiener Universität führen schon zu Zeiten der iro-schottischen Mönche zum Entstehen einer ersten Bibliothek. Bei der Neugestaltung des Klosters wird für die gedruckten Bücher ein neuer Bibliothekssaal errichtet, dessen heutige Einteilung sowie ein handschriftlicher Nominalkatalog der Bücher P. Vinzenz Knauer (1828–1894) zu verdanken ist.
1807 kommt es auf kaiserlichen Wunsch zur Gründung des „Schottengymnasiums“, das die alte Schultradition des Schottenstifts weiterführt und schließlich zum Hauptarbeitsgebiet der Mönche wird. Zwischen 1938 und 1945 ist das Gymnasium geschlossen.
Das Zweite Vatikanische Konzil bringt auch für die Schotten eine Neubesinnung auf die Eigenarten des monastischen Lebens und die Aufgaben mit sich, die eine benediktinische Gemeinschaft in der Welt von heute übernehmen soll und kann.
Stiftsbibliothek der Schotten
Bereits die iro-schottischen Mönche waren auf den verschiedensten wissenschaftlichen Gebieten tätig und standen in engem Kontakt mit der 1365 gegründeten Wiener Universität, an der Mönche immer wieder auch als Lehrende auftraten. Früh richteten sie daher auch eine Bibliothek im Schottenstift ein.
Die historisch gewachsene Büchersammlung besteht heute aus etwa 200.000 Bänden, von denen etwa 120.000 bis 1900 erschienen sind. Diese verteilen sich auf 442 Inkunabeln, 2650 Titel aus dem 16. Jh., 9000 Bände aus dem 17. Jh., ca. 35.000 Bände aus dem 18. Jh. und ca. 70.000 Bände aus dem 19. Jh. Rund 10.000 Bände sind Drucke des Zeitraumes bis 1914. Der Handschriftenbestand wird vom Archiv in mehreren Abteilungen betreut.
Das Hauptarchiv verwahrt neben der chronologischen Urkundenreihe mit ca. 800 Siegelurkunden (ab 1161) die Personalakten und die Nachlässe der Äbte sowie Unterlagen zu den inkorporierten Pfarren, den Gebäuden und den alten Besitzungen des Stiftes. Das Wirtschaftsarchiv dagegen enthält Rechnungen des Kammer-, Hofmeister-, Keller- und Küchenamtes, des Priorates und der inkorporierten Pfarren sowie Unterlagen zu den ehemaligen Stiftsherrschaften (Zehent- und Robotakten, Gerichtsakten). Im Musikarchiv finden sich mehr als 2500 handgeschriebene kirchenmusikalische Kompositionen (seit Beginn des 18. Jhds.) und mehr als 600 gedruckte Noten.
Quelle:
http://www.schottenstift.at/
Bildquelle:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schottenstift_Vienna_Sept._2006_001.jpg